Zukünfte eines Stadtteils | Quartiersplanung aus der Perspektive von jungen Erwachsenen mit intellektuellen Beeinträchtigungen
5.10. – 17.10.
Pavillon für Alle, Freiburg
Videoinstallation & Ausstellung im „Pavillon für Alle“
Wie stellst du dir die Stadt von morgen vor? Wer gestaltet unseren Wohnraum tatsächlich? Welche Stimmen werden gehört?
Eine Gruppe junger Erwachsener und Künstler*innen mit intellektuellen Beeinträchtigungen teilt ihre Perspektive auf das Leben und ihren Alltag.
2009 tritt die Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Die Bundesregierung verpflichtet sich dazu, Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe am öffentlichen und privaten Leben zu gewährleisten. Das gilt auch für die Wahl des Wohnorts und der Wohnform.
Viele Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen leben weiterhin in sog. besonderen Wohnformen. Diese sind oftmals in Randbezirken angesiedelt, verstärken Separation und ermöglichen schon strukturell keine Teilhabe.
Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen werden an politischer Teilhabe gehindert. Das zeigt sich auch an fehlender Partizipation in Planungsprozessen.
Es gibt viele Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderungen, dennoch werden die Betroffenen oftmals gar nicht gefragt. Mit am stärksten erleben Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen das im Bereich des Wohnens. Sie erfahren hier, wie auch in anderen Bereichen ihres Lebens, Bevormundung und Fremdbestimmung durch vorgefertigte Wohnangebote.
In Freiburg entsteht das Wohnquartier „Kleinescholz“. Die Bauplätze werden über ein Konzeptvergabeverfahren vergeben. Dabei sollen „preisgünstiges Wohnen sowie innovative soziale, ökologische, inklusive und kulturelle Konzepte ermöglicht werden“.
Die Eltern einer Gruppe junger Erwachsener mit intellektuellen Beeinträchtigungen beteiligen sich an einer Bewerbung auf einen Bauplatz.
Wie finden die Bedürfnisse der jungen Erwachsenen Berücksichtigung im Planungsprozess? Wie findet eine Planung mit und nicht für statt?
Das Projekt stellt junge Erwachsene mit intellektuellen Beeinträchtigungen, die in das Quartier einziehen wollen, in den Mittelpunkt. Sie fotografieren, was ihnen in ihrem Wohnumfeld und Alltag wichtig ist. Dieser Zugang lässt andere,
niedrigschwellige und multisensorische Formen der Kommunikation zu und beschränkt sich nicht nur auf einen verbalen Diskurs. Die Auswahl der Motive, Situationen, Orte und Objekte stellt einen individuellen und künstlerischen Einblick in die Lebenswelten der Jugendlichen dar.
In Videointerviews erzählen die jungen Erwachsenen, was auf den Bildern zu sehen ist und warum das Gesehene für sie wichtig ist. Die Bilder werden zum Ausgangspunkt für Erzählungen, die tiefergehendes Wissen und Einsichten zu Wohn- und Lebensbedürfnissen ermöglichen.
Im Ausstellungsraum treten die Fotografien mit den damit verbundenen Erzählungen in Verbindung.
Die Ausstellung mutet den jungen Erwachsenen zu, Wissen zu produzieren und Entscheidungen zu treffen. Der Rahmen einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und Wohnbedürfnissen ermöglicht einen barrierefreien, selbstbestimmten Zugang zu dieser komplexen Thematik.
Jonas Riedel leitet das Projekt und hat die Forschung und künstlerische Arbeit mit den jungen Erwachsenen durchgeführt.
Sara Kanarski unterstützt in der Kuration und Konzeption der Ausstellung.
Leonard Wölfl übernimmt die technische Konzeption.
5.10. – 17.10.
Dienstag bis Sonntag 14 – 18 Uhr
Dienstag & Donnerstag 10-18 Uhr
Der Pavillon für Alle befindet sich in der Lehener Straße, direkt neben der Agentur für Arbeit, auf dem neuen Baugebiet Kleineschholz.
genauere Beschreibung auf der Website des Pavillons
5.10. 16 Uhr: Vernissage
17.10. 18 Uhr: Podiumsdiskussion & Finissage